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BSV - hilft Physiotherapie gegen das kribbelnde Bein?

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Geschrieben

Hallo zusammen,

ich habe mich gerade frisch hier registriert und hoffe, dass ihr erfahrenen Physios mir ein paar Tipps geben könnt :) Ich versuche mal, nicht zu sehr auszuholen.

Im März d.J. wurde bei mir (weiblich, 26) ein Bandscheibenvorfall L5/S1 festgestellt (der MRT-Befund sagt "Osteochondorose L5/S1 mit flachem medianem NPP mit angedeutetem S1-Kontakt". Laut meinem Orthopäden sei "flach" aber schöngeredet, nach seiner Beurteilung des Bildes).

Zunächst beschränkten sich die Schmerzen auf den unteren Rücken selbst, liefen mittig über den Po in die Oberschenkel und stoppten kurz vorm Knie. Im Laufe der nächsten Wochen veränderte sich das Gefühl vom Schmerz hin zum Kribbeln, dieses hält sich konstant (fast täglich) wieder seit etwa Ende April und geht stückweise eher tiefer als dass es sich zurückentwickelt. Ich spüre es vor allem an der Außen- und Rückseite des rechten Unterschenkels, wenn ich blöd sitze, auch in der Gegend des Knöchels und an der Außenseite des Fußes. Gelegentlich gibts dasselbe Bild im linken Bein, hauptsächlich und wesentlich stärker ist es aber rechts.

Wenn ich Schmerzen habe, was GsD nicht mehr so häufig ist wie am Anfang, sitzen die im unteren Rücken rechts und links der Wirbelsäule und laufen mittig über den Po bis etwa nach dort, wo der Po zum Oberschenkel wird - soweit meine laienhafte Beschreibung :)

April bis Juni hatte ich 12x Physio bzw. MT. Letztere half hervorragend gegen die Schmerzen, gegen das Kribbeln aber kaum. In jedem Termin musste ich wieder sagen, "ja, das kribbelnde Bein, das kribbelt immer noch..". Ich weiß nicht, ob mein Physio (recht jung und recht "frisch" dabei) dann irgendwann mit seinem Latein am Ende war oder obs an mir lag; jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass er für das Kribbeln keine rechte Idee hatte, vor allem nicht dafür, dass es sich streckenweise eher verstärkte als verbesserte.

Mein Orthopäde hat mich jetzt als nächsten Schritt ins KH verwiesen mit der Bitte an die dortigen Kollegen um eine Injektionstherapie. Ich war nicht begeistert, hörte mir das aber heute geduldig an und fühlte mich etwas abgefrühstückt. Der Tenor war insgesamt so, so schlecht gings mir doch nicht, so'n Kribbeln wär ja nur nervig, wenn ich jetzt auf ne Behandlung bestünde, sollte ich halt 'nen Termin machen, schönentagaufwiedersehn. Kurz: ich hab nicht die Absicht, mich da zwischen Tür und Angel spritzen zu lassen.

So, und jetzt kommt die Frage: Kann man aus physiotherapeutischer Sicht gegen so'n Dauerkribbeln überhaupt was machen? Wie gesagt, ich hatte bislang eher den Eindruck, als hätte mein PT dazu keine rechte Idee, ich weiß aber nicht, ob es da nicht vielleicht doch Möglichkeiten GIBT? Mir wäre es entschieden lieber, die nächste Zeit noch x Termine Physio zu machen. Mit Sicherheit setze ich in dieses KH von heute keinen Fuß mehr.

Ich freue mich auf eure Tipps und Ratschläge, verteile Kekse fürs Lesen meines Romans und bedanke mich schon mal im Voraus! ?

Geschrieben

Guten Abend Kittyontheroad!

Aber selbstverständich kann man da sogar sehr sehr viel machen gegen deinem Krippeln ins Bein. ? Was Tatsache ist dass,dein Ischiasnerv irgendwo komprimiert wird. Die Einklemmung ist noch nicht dramatisch, da du keine Taubheitsgefühle hast und v.a. keinen Schmerz im Nervenverlauf. Dein Nerv fühl sich in seiner misslichen Lage einfach unwohl und möchte daß man ihn davon befreit.

Nun, Ich habe gute Erfahrung mit einer zweigleisigen Behandlung gemacht.

Es muss 1. die Ursache der Nervenkompression behandelt werden und dadurch der Nerv entlastet und

2. eine Symptombehandlung, nämlich der Ischiasnerv selbst.

Dein BSV L5/S1 kann aufjedenfall ein krippeln bis in den Unterschenkel hervorrufen, da hier der Ischiasnerv heraustritt. Bis ins Bein durchläuft der Nerv aber noch andere anatomische Engpässe. Vorallem der M.periformis der Unter dem großen Gesäßmuskel liegt ist oft übeltäter für Ischiasprobleme wenn er verspannt ist. Gerade beim Sitzen macht sich dies durch ein krippeln oder/und Taubheitsgefühle ins Bein bemerkbar. Da du am Anfang ein krippeln im hinteren Oberschenkel beschrieben hast das nur bis zum Knie geht bin Ich fast überzeugt daß der M.Periformis zu deinem Beschwerdebild beiträgt. Der Grund ist der daß durch diesen Muskel zahlreiche Strukturen wie Nerven und Gefäße laufen. Nicht nur der Ischias sondern ein Nerv der sehr oft mit Ischiasproblemen verwechselt wird läuft ebenfalls durch Ihn durch. Der N.cut.fem.post geht nur bis zum Knie und nicht weiter. Der Ischiasnerv aber schon. Der.N.cut.fem.post kommt aber nicht von der LWS. Kann gut sein daß nun auch der Ischiasnerv mit der Zeit komprimiert wurde da beide ja die gleiche Anatomische Engstelle (M.Periformis) haben.

Durch sog. Provokationstests der LWS kann ein Physiotherapeut (am besten mit Zusatzfobi Manuelle Therapie) herausfinden ob denn der festgestellte BSV tatsächlich das krippeln in den Beinen hervorruft.

Für deinen BSV hat man den besten Erfolg durch Mobilisationsübungen ins Hohlkreuz. Das ist z.b. In der Bauchlage die Cobra vom Yoga.

Um den Ischiasnerv und n.cut.fem.post. weiter zu entlasten solltest du auch den M.periformis dehnen. Auch hier gibt es einige Videos auf Youtube. Ich schau mal vielleicht kann Ich dir dann paar Übungen verlinken. Ein Therapeut kann die  Nervenengstellen durch MTgriffe auch nochmal gezielter öffnen

Das war die Ursachenbehandlung

Als Symptombehandlung gibt es sog.Nervenmobilisationen. Hier wird u.a. versucht den Stoffwechsel im Nerv zu verbessern damit dieser sich wieder regenrieren kann. Zusätzlich würde Ich mir Vitamin B12 von der Apotheke holen was sich ebenfalls positiv auf die Regeneration auswirkt.

Geschrieben

Hier nur die erste Übung. Von den Trainingsparametern 10 Wiederholungen

Periformisdehnung, 40-45 sekunden halten, keine verstärke symptomprovokation und kein starker Schmerz, dann etwas zurückgehen mit der Dehnung

Und nun die N.mobi, du kannst das ganze auch ohne Kopf machen oder Kopf nur etwas einrollen und über den Bein Arbeiten.

 

Geschrieben

Hallo bbgphysio,

wow, vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort! Bin noch ganz geplättet ;)

Ein Teil davon hatte mein Physio auch schon angesprochen (insbesondere, dass er der Meinung ist, dass der Periformis wesentlich beteiligt ist), er hats nur lange nicht so ausführlich erklärt und ich als Laie fand keinen rechten Ansatzpunkt für Nachfragen :) Umso mehr hilft mir deine ausführliche Erklärung, die mir selbst als Nichtwisser völlig logisch ist.

Umso mehr bin ich mir sicher, dass ich mir keine Spritzen verpassen lassen muss und werde.

Die Übungen aus den Videos werd ich unbedingt ausprobieren! Danke dafür. Die zweite hatte ich auch am Anfang schon als Hausaufgabe von meinem Physio mit bekommen.

Ich werde jetzt also nächste Woche mal einen Termin bei meinem Doc machen und ihm die nächsten Rezepte aus dem Kreuz leiern... ;)

Schönes Wochenende!

Geschrieben

Ja SUPER?! Ich hätte da noch ne Frage. Treten deine Beschwerden vermehrt nach dem Essen auf? Du kannst auch mal versuchen richtig Druck in den Bauchraum zu bekommen indem du. Deinen Bauch in der Rückenlage richtig anspannst und fest machst. Kommt es dann zu einem vermehrten Krippeln in den Beinen kann auch eine Stauung dafür verantwortlich sein. Auch der Hüftbeuger (m.iliopsoas) sollte mal angespannt werden, da durch ihn ebenfalls nerven ziehen und Venen was bei Verklebung und Verspannung ebenfalls zur Nervenreizung führen kann. Klar zieh die Übungen mal durch. Ich könnte mir vorstellen dass deine Beschwerden dadurch auch besser werden. Allerdings braucht man etwas Geduld?Gruß Thomas 

Geschrieben

Nee, also im Zusammenhang mit Essen hatte ich noch nie Probleme. Wenn ich jetzt längere Zeit relativ unbeweglich sitze, vor allem auf harten Stühlen oder gar Bierbänken, bekomme ich Rückenschmerzen und das Kribbeln fängt an bzw. verstärkt sich. Aber nach dem Essen hab ich da noch nie was beobachtet. Ich werds aber mal austesten.

Wo du grad Hüftbeuger sagst, das hatte mein Physio auch mal angesprochen (ich glaub, ich hab dort auch jemanden mit Ahnung gefunden :D ). Ich glaub er sagte, der wär bei mir rechts verkürzt (?), jedenfalls irgendwie nicht "stark genug". Ich durfte dann wochenlang auf Bänke steigen und Bälle werfen :) Habe für mich aber leider keinen Effekt bemerkt.

Ja, dass das was langfristiges wird, darauf hab ich mich schon eingestellt.. :)

Was mir noch einfällt: Ich bin Reiterin (Western), mir ist da auch nicht kategorisch abgeraten worden, solange ich zusehe, nicht runterzufallen (das ist der Plan... ;) ). In den letzten Wochen hab ich verstärkt bemerkt, dass das Kribbeln und "Schweregefühl" rechts mehr wird, so ca. ab einer Stunde (nur Schritt und Trab). Meinst du, durchs Reiten klemmt sich da irgendwas noch mehr als eh schon und löst das dadurch aus? Oder könnte das eher daran liegen, dass ich seit der Diagnose eh schon in "Habachtstellung" reite und mir denke, mei, hoffentlich machst du dir nicht noch mehr kaputt? Ich hab so direkt keine Schmerzen beim Reiten, aber es ist doch etwas unentspannt geworden.

Geschrieben

Also dein Hüftbeuger ist wohl eher verkürzt und müsste durch spezielle Griffe von deinem Therapeuten entspannt werden oder durch Übungen gedehnt. Ich denke nicht dass der nicht stark genug ist und gekräftigt werden müsste. Was dein Therapeut mit dir machte klingt nach einem Stabitraining, einem Koordinativen Training zb.auf instabilen Unterlagen um die Wirbelsäulensegmente zu stabilisieren, indem man die sog.tiefe Rückenmuskulatur aktiviert. Dies ist zwar nicht verkehrt und Vorallem bei BSV später auch wichtig aber dadurch wird dein Ischiasnerv nicht entlastet. Momentan gibt es einfach effektivere Methoden um dich beschwerdefrei zu kriegen, siehe oben. 

Sollten deine Symptome durch das Reiten Reproduziert werden würde Ich das erstmal sein lassen. Klar kann dein Nerv durch das Reiten und die Stossbelastung wieder gereizt werden,  sowohl in der LWS als auch im po. Du wirst auch wieder reiten können aber zuerst sollten deine Nervenprobleme behoben sein und mit einer Stabilisierung der LWS im Anschluss dürfte es schon funktionieren.? L.g

Geschrieben

Ja, ich hab auch in meiner wöchentlichen Rückenschule schon mal gelernt, dass so ein Hüftbeuger bei Schreibtischtätern wie mir wohl gern mal kürzer wird ;) Dann wirds das wohl gewesen sein. Ein, zwei Dehnübungen hatte er mir dafür gezeigt.

Die Bank-Übung hatten wir im wesentlichen in der "kribbelärmeren" Phase gemacht. Ich werd mal sehen, was er spricht - und macht -, wenn ich dann demnächst hoffentlich mal wieder ein Rezept in Händen habe. :)

Es wird tatsächlich ein bisschen reproduziert, ja, und sobald ich dem Bein dann nicht mehr vertraut hab, hab ich dann auch direkt aufgehört. So ging es bisher ganz gut. Schaffe es momentan aber eh höchstens aller drei Wochen mal drauf, derzeit ist die Belastung also eher marginal. :) Ich bin ja überhaupt schon froh, dass man mir das nicht auch noch vollkommen verboten hat.

Ich sag nochmal vielen Dank bis hier hin! :)

Geschrieben

Genau kittyontheroad vorallem durch unsere viele sitzende Tätigkeit verkürzt dieser. Ob deine Ischiasprobleme wirklich daher kommen und es nötig ist diesen ebenfalls mit zu behandeln muss dein Physiotherapeut herausfinden. Ein Test wäre z.b. wie Ich oben schon erwähnt habe wenn der Hüftbeuger gegen Widerstand angespannt wird. Ist er mitverantwortlich für die Nervenkompression dann würde so das Krippeln ins Bein reproduziert werden da über die Anspannung die darin laufenden Nervenstrukturen noch mehr irritiert werden. Ansonsten gibt es nicht mehr Enpäße was den Ischiasnerv angeht. Verboten ist es nicht. Sollten deine Beschwerden nicht von der BS kommen, das muss aber dein Therapeut rausfinden dann kannst du aufjedenfall wieder aufs Pferd. DAs musst du selbst ausprobieren kittyontheroad ob es dir gut tut. Mit den übungen oben, ein Rezept für Physiotherapie und eine Portion Optimismus werden deine Beschwerden aufjedenfall besser ?

Viel Glück

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