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  • Stephan
    Stephan

    Modediagnose ADHS

    Mein Kind hat ADHS! Diese Aussage hört man immer öfter und fast schon kann man den Eindruck gewinnen, dass viele Eltern (und auch Ärzte) diese Diagnose wie ein kleines Schutzschild vor sich herschieben, denn für uns Erwachsene ist es doch oft recht bequem, Phänomene, die man nicht kontrollieren oder verstehen kann, wenigstens mit einem Namen zu benennen. Alleine dadurch scheinen sie schon ihren Schrecken zu verlieren.

    ADHS - Was ist das?

    Was bedeutet die Diagnose ADHS? Wörtlich gesehen ist es die Abkürzung für Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit zusätzlicher Hyperaktivität. Schaut man sich die Definition einmal genauer an, dann muss man feststellen, dass (obwohl man eine Stoffwechsel-Entgleisung des Gehirns vermutet) damit keine Erkrankung im medizinischen Sinne gemeint ist, sondern eine Sammlung von psychischen und sozialen Auffälligkeiten (Syndrom), die an Hand einer langen Liste abgehakt werden. Treffen genügend dieser Auffälligkeiten (wie zum Beispiel Impulsivität, fehlende Aufmerksamkeit, Zappeligkeit, unkontrollierbare Gefühlsausbrüche usw.) zusammen, dann erstellt man die für ein Kind manchmal schwerwiegende Diagnose: es hat ADHS!

    Diagnoseverfahren bei ADHS

    Da man bisher kein wirklich medizinisches Diagnose-Verfahren für ADHS kennt muss man gerechter Weise von einer Ausschluss-Diagnose sprechen. Leider führt das gängige Definitionsverfahren per Liste auch dazu, dass es immer mehr Ärzte gibt, die gewisse Auffälligkeiten bei Kindern gerne voreilig als ADHS diagnostizieren, ohne zum Beispiel die genauen sozialen Hintergründe der Familie zu kennen und ohne das Kind mit den notwendigen medizinischen Verfahren (neurologische Tests, Überprüfung auf eventuelle Stoffwechsel-Störungen oder Allergien) gründlich zu untersuchen. Denn schließlich können viele tatsächliche Erkrankungen auch zu einer gewissen Zappeligkeit führen.

    Nicht jedes lebhafte Kind hat ADHS

    Eltern, bei deren Kind ADHS diagnostiziert worden ist, sollten also mit einer gewissen Vorsicht an die Dinge heran gehen und sich auch einmal fragen, was sie selbst dazu beitragen können, dass ihr Kind ruhiger und ausgeglichener wird. Es kann bei manchen auffälligen Kindern schon helfen, wenn nicht das Kind, sondern vorrangig die Eltern therapiert werden. Dass es sich bei ADHS in den wenigsten Fällen um eine tatsächliche Stoffwechsel-Entgleisung des Gehirns handelt, sondern vielmehr um ein vielschichtiges soziales Phänomen handelt, könnte man vielleicht auch dadurch mutmaßen, dass es immer mehr Therapie-Ansätze gibt, die ohne medikamentöse Eingriffe beachtliche Erfolge erzielen. Dies geschieht zum Beispiel beim so genannten Familienstellen, das versucht bisher unerkannte Ungleichgewichte in einer Familien-Konstellation aufzudecken, die sensible Kinder dazu bringen können, auffällig zu werden. Manchmal können tatsächlich ganz einfache und pragmatische Tipps weiter helfen, wie zum Beispiel, dass man in der Familie beginnt, dem Kind Wurzeln und festen Halt zu geben, indem man mit ihm zusammen einen Familien-Stammbaum bastelt und ihm jedes einzelne Familienmitglied genau vorstellt. In einer Zeit, in der es immer mehr Patchwork-Familien gibt sicherlich kein leichtes, für Kinder aber ein umso notwendigeres Verfahren, um endlich ihre eigene Position zu finden.

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    Rückmeldungen von Benutzern

    Recommended Comments

    Ich habe die Vermutung,dass wieder irgendeine Pharmafirma sich gern den lebhaften Kindern angenommen ht,ihr Verhalten als krankhaft und therapiebedürftig eingestuft hat,um kräftig an dem Verkauf der "notwendigen" Medikamente zu verdienen.
    Mir tuen die vielen Kinder leid,die täglich ihren Körper mit den Pillen schädigen müssen,eingebläut bekommen sie seien sonst nicht gesellschaftsfähig ,nur weil,und so ist es doch meistens,die Eltern sich den wahren Bedürfnissen der Kinder nicht annnehmen wollen/können.
    Das die Ärzte auch alle auf den Karren mit aufspringen verwundert mich allerdings,haben sie sich nicht dem Wohlbefinden des Menschen verschrieben? Gewissenlos,machen sie die Kinder zu hilflosen Pillenopfern.
    Für mein Verständnis gibt es diese "Krankheit" nicht.

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    Ganz ehrlich: weiche diagnostische Kriterien werden unterstützt von Symptomen/Folgen im Leben eines Erwachsenen mit ADS - wenn er weder diagnostiziert noch behandelt wird.

    Der typische Lebenslauf eines Erwachsenen mit ADS ist leider nicht rosig: mehrere Ausbildungen, Arveutslosigkeit, Familienprobleme, finanzielle Probleme - alles das kann daraus folgen.

    Auch die zahlreichen Komorbitäten (z.B. Depressionen) bereiten den Erwachsenen Probleme.

    Ich denke, wir sollten darüber nicht lachen.

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