Innovative Nachrichten vom Universitätsklinikum Göttingen. Die Abteilung Kinderorthopädie des Universitätsklinikums Göttingen gehört zu den wenigen Schwerpunktkliniken in der Bundesrepublik Deutschland, die Kinder mit angeborenen oder später erworbenen Wirbelsäulenverformungen behandelt und operiert.
Probleme bisheriger operativer Skoliosetherapie
Dort hat nun ein Team von Orthopäden, unter der Leitung von Frau Professor Anna Heil, ein neues Operationsverfahren entwickelt, das Kindern mit Wirbelsäulenverkrümmung künftig mehrere Operationen ersparen kann. Das weltweit erstmalig angewandte Verfahren wird durch Magnetstäbe im Rücken erreicht. Bisher konnten die sogenannten Skoliosen, anders als bei Erwachsenen, nur unter auftreten großer Komplikationen, an der Wirbelsäule versteift werden. Diese Versteifung der Brustwirbelsäule kann im ungünstigsten Fall zu einem Wachstumsstopp des Brustkorbes und der Lungen führen. Auch sind Fälle von Lungenversagen bekannt.
Minimalinvasive Operation
Nun gelang dem Team der Kinderorthopädie, mit einer neuen minimal-invasiven Operation, ein Durchbruch im Bereich der Kinderchirurgie. Hierbei werden zwei ausfahrbare Magnetstäbe parallel zur Wirbelsäule eingesetzt und befestigt. Diese lassen sich während des Wachstums der Patienten durch ein externes Gerät und ohne Operation schmerzfrei ausfahren und passen sich der Veränderung im Wachstum der Wirbelsäule individuell an. So kann die Wirbelsäule um bis zu 4,8 Zentimeter verlängert werden und erspart den Patienten bis zu fünf Verlängerungsoperationen. Die Stäbe werden am Becken und an den Rippen der Patienten befestigt. Der Vorteil der neuen Operation ist, dass die Wirbelsäule hierbei unberührt bleibt und dadurch im Wachstum nicht eingeschränkt wird. Geeignet ist diese Methode für Patienten zwischen dem zweiten und zwölften Lebensjahr.
Skopliose-OP Verfahren
Über zwei kleine Schnitte wurden einem 11 Jahre alten Patienten zwei Magnetstäbe beidseitig der Wirbelsäule eingesetzt. Durch die Befestigung der Stäbe am Becken und den Rippen wurde die Wirbelsäule begradigt, ohne direkte Berührung. Dadurch konnte die Wirbelsäulenverkrümmung des Patienten von 50 Grad auf ca. acht Grad korrigiert werden. Das natürliche Wachstum der Wirbelsäule wird durch die Magnetstäbe nicht beeinflusst werden. Bei der späteren Verlängerung der Magnetstäbe, durch ein externes Gerät, wird künftig keine weitere Narkose nötig sein. Schon nach wenigen Tagen konnte der Patient wieder aufrecht sitzen. In den nächsten Jahren wird dem Patienten regelmäßig die Länge der Stäbe an seine Wirbelsäule angepasst, dies endet erst, wenn der Patient ausgewachsen ist. Erfunden wurden die Magnetstäbe in Amerika. Das dazugehörige Gerät zum Ausfahren enthält einen starken Magneten zum Steuern der Stäbe. Bei dem Verfahren wird das Gerät auf dem Rücken des Patienten positioniert und zieht dann die Stäbe auf die benötigte Länge zur Anpassung der Wirbelsäule.
Erfolge
In den vergangenen Jahren wurden bereits Magnetstäbe bei Kindern eingesetzt. Dadurch, dass die Stäbe bisher jedoch direkt an der Wirbelsäule angebracht wurden, führte das alte Verfahren oftmals zu Verletzungen der Knochenhaut der Wirbelsäule im ungünstigsten Fall zu einer Spontanversteifung mit Wachstumsstopp der Wirbelsäule. Professorin Anna Hell und ihr Team vom Universitätsklinikum Göttingen sorgen mit ihrer neuen Operationsmethode für eine Behebung dieses Problems.
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