Der Arzt-hörige Patient
Ich weiß gar nicht, wie oft ich meine vorwiegend älteren Patienten gefragt habe, warum sie ihre Fragen nicht direkt Ihren Arzt stellen? Die Antwort gleicht sich oft: "Der hat so viel zu tun, da wollte ich nicht stören". Ein Unding! Die Fragen der Patienten zu beantworten ist auch Aufgabe des Arztes, doch natürlich kann er nicht hellsehen. Da dies jedoch recht fest in vielen Köpfen verankert ist, lässt sich das sowieso nicht ändern. Also beantworte ich natürlich gern die Fragen und übersetze Befunde in verständliches Deutsch und bestärke Ich meine Patienten immer gern darin zukünftig auch den Arzt alles zu fragen, was ihnen auf der Seele brennt. Der junge Patient von heute ist da gänzlich anders! Oftmals durchs Internet oder den Medien aufgeklärt geht er mit einer fertigen Diagnosevorstellung zum Arzt und nicht zuletzt auch zu uns. Leider verfügt der Großteil der Patienten natürlich nicht über das medizinische Hintergrundwissen für die Zusammenhänge im Körper und an welchem sprichwörtlichen Rädchen man drehen muss um die Beschwerden an einer anderen Stelle in Griff zu bekommen. An dieser Stelle vertraut der Patient leider zunehmend weniger unserer Fachkompetenz. So lange er dies durch Nachfragen tut, ist das kein Problem. Gern erläutern wir auch bis ins Details, was wir gerade machen und warum.Der durchs Internet aufgeklärte Patient
Gefährlicher sind Patienten, die dies mit sich selbst ausmachen. So geschehen in der vergangenen Woche, als sich ein Patient im Forum meldete, welche Rechte er gegen seinen Therapeuten in der Hand hat. (Antwort als Artikel: Physiotherapeut verklagen als Patient ) Natürlich war ich bei seiner Behandlung nicht dabei und kann nicht einschätzen, ob es echt ein Fehler des Therapeuten war oder nicht, aber eins weiß ich sicher: es gibt definitiv ein Kommunikationsproblem, was die Gedanken des Patienten möglicherweise hätte zerstreuen können. Wir sind wahrlich keine Götter, können nicht zaubern und ein paar schwarze Schafe gibt es sicher auch in unseren Reihen, doch sprechenden Menschen können wir normalerweise helfen. Ich will hier niemanden ankratzen, vielmehr euch alle ermutigen eure Kommunikation mit dem Patienten kritisch zu hinterfragen. Wie oft wird die Zunge nach 8 Stunden schwer und träge, doch gerade der letzte Patient ist vielleicht der, dessen Zweifel euch selbst bei bester Behandlung den Therapieerfolg verwehren, da er gar nicht offen für eure Arbeit ist. Diese Entwicklung ist natürlich erschreckend, weil natürlich auch wir nicht in den Patient hineinsehen können und nicht ahnen können, welche Zweifel an unserer Behandlung ihn wirklich beschäftigen. Dabei ist es doch genau diese Aufklärung, die den Patienten ein großes Stück weit auch beruhigt und ihm Vertrauen zu unserer Arbeit schenkt. Letztlich bin ich mir sicher, dass ein Therapieerfolg nur mit Vertrauen zum Therapeuten zu sichern ist und im letzten Schritt euch vielleicht vor einer Klage retten kann. Viel Erfolg bei guter Kommunikation. Stephan SchmiedCopyright: Peter Atkins - Fotolia.com
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