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    Befund: ist das Nervensystem betroffen?

    Oft fragt man sich als Therapeut, ob wirklich neurale Strukturen betroffen sind oder ein muskulärer Hypertonus einen Schmerz verursacht. Um dies zu unterscheiden, beginnt der Physiotherapeut mit Tests:

    Test auf neurologische Beteiligung

    Einstiegstest: Der Patient wird aufgefordert nur soweit in seine schmerzauslösende Bewegungsrichtung hinein zu gehen, dass er gerade keine Symptome verspürt. Er geht also, bei diesem als Provokationstest bezeichneten Vorgang, bis kurz vor die symtomauslösende Mobilitätsgrenze des Nervensystems. Ohne die Position der Wirbelsäule und die der anderen Gelenke zu verändern, soll der Patient ein peripheres Gelenk (Hand-/Sprunggelenk) so bewegen, dass das Nervensystem auf Dehnung kommt.

    Bei dem darauffolgenden Linderungstest verändert der Patient seine periphere Gelenkstellung (Hand- oder Sprunggelenk) soweit, dass er gerade seine Symptome verspürt. Aus dieser Nervendehnposition heraus soll der Patient das entsprechende periphere Gelenk soweit in die Gegenrichtung bewegen, bis eine Entspannung des Nervensystems und damit eine Symptomlinderung entsteht. Auch hier darf er die Position der Wirbelsäule und der anderen Gelenke nicht verändern! Der Therapeut muss dabei genau auf unbewusste Ausweichbewegungen seines Patieten achten.

    neurologische Untersuchungstechniken der LWS

    Aufgrund der hohen Empfindlichkeit des neuralen Systems auf mechanische Belastungen, haben diese Untersuchungen vor allen Anderen absolute Priorität! Dies gilt nicht nur für die LWS, sondern auch bei Beschwerden im Bereich der unteren Extremität, die evtl. durch Kompression, Verklebung oder erhöhte Empfindlichkeit neuraler Strukturen zu stande kommen können.

    Beispiel: Flexion der LWS löst Schmerzen aus

    Für die Provokation bewegt der Patient aus dem Stand oder Sitz (richtet sich individuell danach, in welcher Position der Schmerz verursacht wird) also nur soweit in Richtung der WS- flexion, wie gerade noch kein Symptom spürbar ist. Danach soll der Patient eine Dorsalextension des Fußes der betroffenen Seite durchführen, bis sein Symptom spürbar ist. Ohne jedoch die vorher eingenommene Haltung zu verändern!

    Für die Linderung bewegt der Patient mit dorsalextendiertem Sprunggelenk der betroffenen Seite soweit, dass er gerade Symptome spürt. Aus dieser Position bewegt der Patient seinen Fuß in Plantarflexion, ohne wiederum die WS- /Gelenkposition zu verändern. Es kommt zur Symptomlinderung.

    Kann der Test schädlich sein?

    Alle Schmerzprovokationstests sind mit äußerster Vorsicht durchzuführen, da selbst geringe Schmerzreize die Bandscheibe und umliegende Strukturen mehr schädigen können. (kleiner Reiz- große Wirkung!) Häufig können folgende Testungen aufgrund großer Schmerzen in der WS gar nicht durchgeführt werden!

    Nerven-Mobilitätstest

    Mobilität des Nervensystems in Relation zu angrenzenden Strukturen?
    Um herauszufinden, ob das nervale System sich im Verhältnis zu angrenzenden Regionen nach cranial oder caudal bewegen lässt, geben folgende Tests Aufschluss.

    SLR Test - N. ischiadicus

    SLR (straight leg raise - gestrecktes Bein heben) Beweglichkeitstest der neuralen Strukturen des N. ischiadicus: Der Patient liegt in Rückenlage mit flektiertem Kopf (hochgestelltes Kopfteil).

    Der Therapeut beginnt passiv die Dorsalextension im oberen Sprunggelenk des zu testenden Beines einzustellen. Anschließend hebt er vorsichtig passiv das Bein mit extendiertem Kniegelenk an. Sobald der ausstrahlende Schmerz auftritt soll der Patient Stopp rufen. Der Therapeut hält das Bein in dieser Position fest und verharrt.
    An dieser Stelle kann der Therapeut den Abstand der Ferse zur Bank messen oder sich die Gradzahl der flektierten Hüfte als messbaren Befund notieren. So ist ein späterer Vergleich nach erfolgter Behandlung über Retests möglich.

    Um genau zu differenzieren, ob der Schmerz wirklich durch neuronale Strukturen des N. ischiadicus (= positiver Test) oder durch eine Muskeldehnung verursacht wurde, soll der Patient den Schmerz genau lokalisieren. Oft ist vom Therapeuten die Frage hilfreich, ob der Schmerz von der WS kommt und im gesamten Nervenverlauf spürbar ist. Zusätzlich sollte der Therapeut über die Bewegungen des Fußes und der HWS oder dem sogenannten "Bow-string-Test" die betroffene Struktur bestimmen, deren Spannungsänderung die beschriebenen Symptome wahrscheinlich verursacht hat.

    Bow-string-Test (Test der Bogensehne)

    Das Bein wird in Rücken-, Seitlage oder Sitz mit leichter Knieflexion in der Hüfte bis kurz vor die Symptomgrenze gebeugt. Der Therapeut hält mit einer Hand den distalen Unterschenkel, mit der Anderen prüft er über Druck den N. tibialis in der Kniekehle.

    Durch Dorsalextension und Plantarflexion des oberen Sprunggelenkes entstehen Spannungsveränderungen, die so palpiert werden können. Und der Nerv kann darüber leicht gefunden werden. Dann drückt er auf die Ansatzsehnen der Mm. ischiocrurales. Die Struktur, die besagten Schmerz auslöst, ist vermutlich für die Symptome verantwortlich.

    Slump- Test

    Der Patient sitzt mit flektierter WS und vollständig unterlagerten Oberschenkeln (Bankkante berührt Kniekehlen) auf der Behandlungsbank. Seine Hände werden dabei hinter den Rücken gelegt.

    Der Therapeut bewegt passiv den Fuß des zu testenden Beins in Dorsalextension, das Knie in Extension, bis der Patient seinen bekannten Schmerz oder sein Symptom verspürt. Hier wird in der Bewegung verharrt. Dann wird wieder über die Bewegungen der HWS und des Fußes genau unterschieden.

    SLUMP Test

    Interpretation der neuralen Beweglichkeitstests

    Der Test ist positiv sobald die beschriebenen Symptome ausgelöst werden. Man vermutet, dass der periphere Nerv, die Nervenwurzel oder die Dura mater irgendwo in ihrem Gleiten zu umgebenden Strukturen behindert werden oder unter Spannung geraten.

    Um genauere Aussagen treffen zu können, sind weitere Tests notwendig. Zum Beispiel Untersuchungen zur Bandscheibenebene, um herauszufinden, ob die Kompression im Bereich der LWS liegt oder ob sie sich durch deren Veränderungen
    beeinflussen lässt.


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    Rückmeldungen von Benutzern

    Recommended Comments

    Das Prinzip der Schmerztheorie

    Der Mensch ist nicht für die moderne Zivilisation gebaut. Sein natürliches Umfeld ist die Situation, wie sie bei uns bis vor etwa 5000 Jahren existiert hat. Bis dahin mußte sich der Mensch mit der freien Natur auseinandersetzen statt mit der heutigen selbstgebauten Natur. Das Funktionsmuster des Menschen ist für die damalige Welt gedacht. Ein Verständnis menschlicher Funktionen und Dysfunktionen (Krankheiten) ist besser im Kontext der damaligen Welt möglich, ohne Technik, ohne Agrarprodukte und ohne domestizierte Tiere.

    Auch die Logik der Schmerzvorgänge ist zweckmäßigerweise aus der damaligen Welt heraus abzuleiten, da die modernen synthetischen Lebensbedingungen zur Verfälschung von Reaktionen führen, bis deren natürlicher Sinnbezug verloren gegangen ist.

    Welchen Sinn hat also der Schmerz für den Menschen in der freien Natur? Ist eine Existenz ohne Schmerz denkbar? Hat ein Naturmensch die gleichen Schmerzen wie ein Zivilisationsmensch? Was sind die Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten?

    Nicht jede körperliche Veränderung führt zu Schmerz. Während eine lebensbedrohende Lungenentzündung nicht mit Schmerz verbunden ist, können banale Nadelstiche extrem schmerzhaft sein. Sofern Schmerz überhaupt einen Warnvorgang vor Schädigung darstellt, dann ist dies zumindest ein unzuverlässiger Parameter.

    Schmerz besteht aus einem körperlichen Prozeß und einem Bewußtseinsprozeß.

    Von seelischen Schmerzen abgesehen, ist es stets der physische Körper, der weh tut. Wenn Schmerzen entstehen, ist im Körper etwas vorgefallen. Ein Körper fühlt sich selbst jedoch nicht. Damit der Schmerz zum Schmerz wird, bedarf es eines Bewußtseins. Was im Körper vorgeht, wird gleichzeitig im Bewußtsein verarbeitet. Bei Bewußtlosigkeit gibt es keinen Schmerz. Wenn etwas Nachteiliges vorgeht, dann wird dies unangenehm zu Bewußtsein gebracht, z.B. schmerzhaft.

    Ein Schmerzprozeß besteht damit aus zwei Vorgängen: der körperlichen Veränderung sowie deren bewußter Verarbeitung. Während körperliche Veränderungen materiellen Realitäten entsprechen, sind Bewußteinsprozesse abstrakte nichtmaterielle Gedankenvorgänge. Der Schmerz wird so zur Abstraktion einer materiellen Veränderung des physischen Körpers. Schmerz wird zum Gedanken.

    Schmerzverständnis muß zweierlei berücksichtigen: die Regulation des Bewußtseins sowie die Regulation des physischen Körpers.

    Schmerz ist von Bewegung abhängig.

    Was ausnahmslos allen Schmerzen gemeinsam ist, das ist die Abhängigkeit von Bewegung. Jeder Schmerz kann durch Bewegung verstärkt werden bzw. durch Immobilisierung abgeschwächt werden. Wenn es also um das reine Schmerzverständnis geht, dann geht es in Wirklichkeit um das Verständnis von Bewegung. Wenn Bewegung den Schmerz verstärkt, dann muß gefragt werden, was an der Bewegung falsch ist, damit Schmerz entsteht. Oder anders ausgedrückt: Schmerz ist kranke Bewegung.

    Für die Verursacher von Schmerzen gilt dann: Alles was im Stande ist, die Bewegungen des Körpers entsprechend zu stören (krank zu machen), alles das kommt als Schmerzursache in Frage. Damit münden sämtliche bekannten Schmerzursachen, vom Nadelstich bis zur Migräne, in eine gemeinsame Schiene, die kranke Bewegung.

    Zu der Schmerztheorie gehört die Bewegungstheorie

    Schmerztheorie gerät so in Abhängigkeit zu der Bewegungstheorie des Körpers. Damit Schmerz verstanden und therapiert werden kann, müssen zuerst die bewegungstheoretischen Eigenschaften des biologischen Körpers verstanden sein.
    Die mechanischen Funktionen des Körpers werden mit den Mitteln der Kinematik, der Mathematik der bewegten Körper beschrieben. Die regulativen Funktionen des Bewußtseins werden mit den Mitteln der Kybernetik, der Mathematik der Logik beschrieben. Unter Zuhilfenahme von Kinematik und Kybernetik können die Gesetze des Schmerzes beschrieben werden.

    Bewegungsgesetze werden allgemein mit den mathematischen Mitteln der Kinematik beschrieben. Normalerweise bezieht sich diese allerdings auf unbelebte technische Belange. Wie wird ein Fahrrad konstruiert und wie ein Flugzeug. Die biologischen Körper unterscheiden sich jedoch in einigen prinzipiellen Dingen von den technischen Maschinen, die der Mensch entwickelt hat.

    Der wichtigste Unterschied besteht darin, daß technische Apparate aus toter Materie, die sich nicht regenerieren kann, besteht, während lebendige Körper sich selbst permanent erneuern können. Den Begriff des Verschleißes auf beide Systeme anzuwenden, ist von daher gesehen unsinnig.

    Ein weiterer Unterschied besteht darin, daß Kreisbewegungen in der Natur nicht existieren können, da sie energetisch unstabil sind. Die menschliche Technik basiert jedoch in großer Masse auf der Kreismechanik. Die Erfindung des Rades gilt als eine der großen Errungenschaften des Menschen. Biologisch betrachtet ist das Rad ein Unsinn, da die Kreisbewegung nur unter permanenter externer Energiezufuhr bestehen kann.

    Biologische Technik und synthetische Technik sind also nicht ohne weiteres miteinander vereinbar. Wenn Ausdrücke und Vorstellungen, die aus der synthetischen Technik entstammen, auf die biologische Technik übertragen werden, dann kommt es zwangsläufig zu Fehlurteilen (z.B. Verschleiß).

    Um die Bewegungsvorgänge des menschlichen Körpers verstehen zu können, sind die Gesetze der Biologie zu berücksichtigen und in die bekannten Gesetze der Kinematik einzuarbeiten. Der Mensch untersteht den Gesetzen der Biokinematik und nicht nur der Kinematik.

    Grundlagen der Bewegungstheorie

    Ungeachtet der Unterschiede zwischen Technik und Biologie besteht eine jedwede Bewegung aus drei Komponenten, die für sich zu betrachten sind: dem Bewegungsumfang (Amplitude), der Bewegungskraft (Kraft), sowie der Bewegungsbahn (Geometrie).

    Voraussetzung für eine Bewegung ist eine Kraft. Ob jedoch eine Bewegung mit viel Kraft oder mit wenig Kraft durchgeführt wird, hat auf den Ablauf einer Bewegung keinen weiteren Einfluß. Wenn einem Fahrradreifen ein Stoß gegeben wird, dann wird das Rad drehen. Wenn einem Stein ein Stoß gegeben wird, dann wird dieser wegfliegen. In welche Bewegung ein Kraftimpuls umgesetzt wird, hängt von den geometrischen Eigenschaften des bewegten Körpers ab. Ein Rad dreht, ein Stein fliegt.

    Im menschlichen Körper ist dies auch nicht anders. Ob mit viel Kraft oder mit wenig Kraft ein Arm gehoben wird, ist für den Bewegungsablauf des Armes unerheblich. Die Bahn, auf welcher der Arm bewegt, hängt von den inneren geometrischen Strukturen des Armes ab. Sind in diesen Strukturen Veränderungen eingetreten , dann wird sich deren Bewegungsbahn ändern und unabhängig von der Kraft zu Störungen führen. Genau diese Störungen werden dann als das wahrgenommen, was als Schmerz bezeichnet wird. Ein Krafttraining hat im Sinne der Schmerztherapie somit keinen Effekt, sofern dadurch nicht die geometrisch relevanten Strukturen korrigiert werden. Spezifische Schmerztherapie besteht in einer Wiederherstellung der Geometrie des Körpers und nicht der Kraft.

    Wenn bei einem Fahrrad die Kette heruntergesprungen ist, dann ist dessen Funktion gestört (krank), die Struktur gleichwohl in Ordnung. Was beim Fahrrad die heruntergesprungene Kette ist, das ist beim Menschen der Schmerz. Schmerztherapie besteht im Wiedereinlegen der Kette.

    Die Bahn eines Fahrradreifens ist der Kreis. Die Bahnen biologischer Bewegungen (projektiv veränderliche Kegelschnitte) sind wesentlich komplizierter und trotzdem mathematisch genau so eindeutig definiert, wie die Kreisbewegung eines Fahrradreifens. Wenn der Fahrradreifen einen “Achter” hat, ist dessen Bahn gestört. Wenn eine körperliche Bewegung in ihrem Ablauf eine Abweichung erfährt, dann wird dies als Schmerz registriert.

    Alles, was im Stande ist, im biologischen Körper die Bewegungsbahnen zu stören, wirkt als Schmerzursache.

    Die Kraft ist für die Schmerzentstehung unerheblich. Ob ein Arm mit viel Kraft oder mit wenig Kraft bewegt wird, ist für dessen Bewegungsbahn ohne Einfluß. Ob ein Fahrradreifen mit viel Kraft oder wenig Kraft gedreht wird, die Bewegung bleibt trotzdem ein Kreis. Eine Therapie, die auf die Bereitstellung von Kraft aufbaut, hat deswegen auf das Schmerzgeschehen keinen Einfluß (Kräftigungstherapie, medizinische Trainingstherapie).

    Der Schmerz selbst ist Resultat der gestörten Bahn, nicht der unzureichenden Kraft. Die Schmerztherapie besteht in der Korrektur dieser Bahn, nicht in der Vermehrung der Kraft.

    Der Bewegungsumfang ist für die Schmerzentstehung ebenfalls unerheblich. Ob ein Arm in vollem Umfang bewegt werden kann oder nur bis zur Hälfte des biologisch möglichen, spielt keine Rolle. Ob ein Fahrradreifen vollständig im Kreis gedreht wird oder nur eine halbe Umdrehung durchgeführt wird, ist solange unerheblich, wie die Teildrehung als Kreissegment und nicht als “Achter” durchführbar ist. Derjenige Abschnitt, der bewegt werden kann, muß geometrisch ungestört bewegt werden können. Eine Erhöhung des Bewegungsumfanges hat auf den geometrischen Ablauf keinen Einfluß. Eine Schmerztherapie, die lediglich die Vergrößerung des Bewegungsumfanges zum Ziel hat, hat auf das Schmerzgeschehen keinen Einfluß (Dehnungsbehandlung, Stretching).

    Der Schmerz ist Resultat der gestörten Bahn nicht des verminderten Bewegungsumfanges.

    Bauteile der Biokinematik

    Zum funktionellen Bewegungsapparat gehören Knochen mit Gelenkoberflächen, Gelenkbänder und Muskeln. Aus diesen Bauteilen besteht der mechanische Apparat des Körpers (Kinematik des Bewegungsapparates).

    Zu einer vollständigen Bewegungseinheit werden mindestens zwei Knochen, ein Gelenkband und zwei Muskeln benötigt. Damit ist die Mechanik hinreichend festgelegt.

    Alle weiteren Bewegungseinheiten im Körper sind einander dergestalt angepaßt, daß jede einzelne Bewegung zu sämtlichen anderen Bewegungen geometrisch eindeutig zusammenpasst. Dies wird im biologischen Körper dadurch erreicht, daß alle Teile ab einer bestimmten Embryonalphase in gegenseitiger Anpassung gemeinsam heranwachsen.

    Der einzig variable Teil im System ist der Muskel. Indem er sich verkürzt, verändert er seine geometrische Form und erzeugt Kraft und Bewegung. Er arbeitet. Wer arbeitet kann Fehler machen.

    Knochen und Bänder arbeiten nicht. Sie sind immer gleich. Sie übernehmen Kraft (Druck- und Zugkraft), aber sie bewegen nicht und verrichten damit keine Arbeit. Als Ursache für geometrische Störungen scheiden sie unter physiologischen Bedingungen aus.

    Der Muskel

    Ein Muskel verbindet zwei Knochen miteinander. Ein Muskel besteht aus vielen einzelnen Fasern. Jede dieser Fasern zieht wie die Finger einer Hand in eine andere Richtung. Bei der Innervation des Muskels werden alle Fasern gemeinsam aktiviert und produzieren eine gemeinsame Bewegung. Die innere geometrische Anordnung der einzelnen Muskelfasern bestimmt dann die Bahn der bewegten Knochen.

    Diese Muskelfasern werden bei jeder Einzelaktivität beansprucht und sind störanfällig. Kommt es hier zu Veränderungen, dann ist die Bahn verändert und das bewegungsgeometrische Gefüge ist gestört. Kraftfluß und Bewegungsablauf passen nicht mehr zu den stehenden, unveränderlichen Strukturen, den Gelenkoberflächen, Gelenkbändern und Knochen. Es kommt zu pathologischen Kraftwirkungen und Bewegungsblockaden. Schmerz entsteht.

    Zu jedem Schmerz gehört ein funktionsgestörter Muskel.

    Zu einer Bewegung gehören zwei Muskeln.

    Eine Bewegung wird von zwei Muskeln durchgeführt - einem Muskel für die Hinbewegung und einem Muskel für die Rückbewegung. Bewegungsumfang wie Bewegungsbahn sind vom Zusammenspiel beider Muskeln abhängig. Für den Schmerz ist nur einer von beiden Muskeln verantwortlich, nämlich derjenige, der in der Lage ist, die Bahn zu stören.

    Stören kann nur der passive, unbewußte Muskel.

    Indem die Gesamtheit der Fasern eines Muskels verkürzt, muß die Gesamtheit der Fasern des Gegenmuskels geometrisch gleichsinnig verlängern. Verkürzen kann ein Muskel jederzeit ungestört. Probleme können im Gegenspieler des aktiv verkürzenden Muskel entstehen, wenn in diesem scheinbar passiven Muskel innere geometrische Störungen enthalten sind. Dann wird die Verkürzungsbahn des aktiven Muskels ihrerseits gestört. Der bewegte Knochen wird nicht wie vorgesehen geführt, sondern er wird vom momentan passiven Muskel zu einer Bahnabweichung gezwungen.

    Logik des Schmerzes.

    Die Frage ist nun: wo wird der Schmerz empfunden; im aktiven, intakten Muskel oder im passiven, gestörten Muskel? Dies zu entscheiden, ist eine Sache der Bewußtseinslogik (Kybernetik des Bewegungsapparates). Vorweg: Der passive, nicht bewußt wahrgenommene Muskel beinhaltet die Schmerzursache, während der gesunde, jedoch arbeitende Muskel als schmerzhaft wahrgenommen wird.

    Obgleich bei jeder Bewegung des Körpers stets ganze Muskelketten sowohl im passiven wie im aktiven Schenkel beteiligt sind, werden bewußt nur einzelne Teile dieser Ketten wahrgenommen. Wenn ein Gewicht mit der Hand angehoben wird, dann wird dieses Gewicht meistens im Bizeps bewußt wahrgenommen, obwohl das Gewicht ebenso im Unterarm und im restlichen Körper verarbeitet werden muß. Es wird auch nur der Bizeps und nicht sein Gegenspieler, der Triceps, wahrgenommen. Generell werden stets die momentan arbeitenden. Also verkürzenden Muskeln bewußt wahrgenommen, die momentan passiven Muskeln werden unbewußt geregelt.

    Schmerz ist ein Teil des Körperbewußtseins

    In der Wahrnehmung bewußter muskulärer Aktivitäten gibt es unterschiedliche Qualitäten. Da dies durchgehend eine Willküraktivität ist -der Skelettmuskel ist nicht autonom, wie z.B. der Herzmuskel- sind die momentanen Funktionszustände dem Bewußtsein zugänglich, um eine geregelte Willkür durchführen zu können. Man spürt also seinen Muskel. Man spürt die Kraft, die Müdigkeit, die Erschöpfung, die Steifigkeit und eben auch den Schmerz.

    Körperbewußtsein ist ungleich verteilt und Ausdruck der Regulationslogik.

    Während zur Tätigkeit eines Muskels stets eine Folge weiterer Muskeln (Muskelketten) inclusive deren Gegenspieler gehören, werden die Aktivitäten dieser Muskelketten lediglich in einem Segment der Gesamtkette wahrgenommen. Die Wahrnehmung projiziert sich dorthin, wo die Funktion der Kette am besten ausgebildet ist, bzw. wo das Bewußtsein konzentriert ist. Der Rest der Kette wird unbewußt geregelt.

    Dies betrifft auch den Schmerz. Der Schmerz wird dort wahrgenommen, wo die Kette am besten funktioniert und nicht dort, wo die Einschränkung sitzt.

    Dies ist Ausdruck der Logik. Der gesündeste Muskel im Verbund ist gleichzeitig der potentiell gefährlichste in der Kette. Wenn ein Kettenglied krank ist, dann muß der gesunde ggf. gebremst werden, um den kranken nicht zusätzlich zu schädigen. Eine Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied. Der Schmerz hat die biologische Aufgabe, den gesündesten Muskel in der Funktionskette zugunsten der kranken Teile auszubremsen.

    Der Schmerz wird dort bewußt wahrgenommen, wo der Körper am gesündesten ist. Somit wird der Schmerz logischerweise zum Garanten für Gesundheit und nicht zum Indikator für Krankheit. Wenn ein Knie weh tut, dann ist der Schmerz die Garantie für die Gesundheit des Kniegelenkes. Eine Therapie im Orte des Schmerzes ist verkehrt.


    Ursache von Schmerzen

    Alles, was im Stande ist, die geometrisch relevanten Strukturen eines Muskels zu verändern, kommt als Schmerzursache in Frage. Dies kann eine Verletzung sein, eine rheumatische Erkrankung, einseitiges Training eines Muskels durch einseitige Arbeit und vieles mehr. Am weitaus häufigsten sind jedoch Dehnüberlastungen bei unterentwickelter Bewegungsamplitude.

    Auslöser von Schmerzen

    Auslöser (nicht Ursache!) von Schmerzen können vielfältiger Natur sein. Auch wenn in einer Muskelkette geometrisch relevante Störungen vorliegen, dann müssen deswegen nicht permanent Schmerzen bestehen. Ob eine Störung zu Schmerzempfinden führt, oder unterschwellig vorhanden ist, hängt von weiteren Faktoren ab, welche die muskulären Funktionen modifizieren.

    Schmerzverursachend wirkt ein geometrisch gestörter Muskel nur dann, wenn er auch benutzt (rekrutiert) wird. Wenn solch ein Muskel durch andere Muskeln umgangen wird, dann stört er auch nicht. Der Körper verfügt dank seiner Vielfalt normalerweise über alternative Bewegungsmuster.

    Generell spielt die Gesamtkondition eine bedeutende Rolle, ob ein Bewegungsmuster in ein schmerzhaftes Bewegungsmuster umschlägt oder unterhalb der Schmerzschwelle stabil bleibt. Faktoren, die die muskuläre Kondition beeinflussen können, sind in großer Zahl gegeben.

    Die Muskulatur reagiert empfindlich auf physikalische Umgebungsreize (Wetter), chemische innere Reize (Nahrungsmittel wie Tee, Alkohol...) und psychische Reize (Stress). Der Konditionszustand der Muskulatur ändert sich täglich. Die Funktion ist in ausgeruhtem Zustand anders, als wenn man müde ist.
    Therapieprinzip

    Schmerz ist ein Objekt der Funktion und nicht der Struktur. Schmerztherapie ist eine Therapie der Funktion und nicht der Struktur. Therapien an Strukturen wie Massagen, Stretching, Dehnen, lokale Anwendung von Medikamenten oder Veränderung der Strukturen (Operationen) gehen am Thema vorbei.

    Funktionen werden nach den Gesetzen der Logik geregelt (Kybernetik). Die Regelung des Körpers erfolgt auf der Basis der Informationen, die der Körper mittels seiner inneren und äußeren Sinnesorgane einsammelt.

    Einfluß auf die Regulation kann genommen werden, indem diese Sinnesorgane gezielt gereizt werden, um somit regulative Veränderungen zu provozieren. Diese regulativen Veränderungen ziehen dann später ggf. strukturelle Veränderungen nach sich.

    Therapiert wird an Muskelrezeptoren nicht am Muskel.

    Einfacher ausgedrückt: Es genügt, die Mechanorezeptoren eines Muskels überschwellig zu reizen, um eine Veränderung des Muskels zu bewirken. Es ist nicht nötig, den Muskel selbst zu belasten, es genügt der Reiz an seinem Arbeitsmeßfühler, um den gleichen Effekt zu erreichen.

    Die isolierte, gezielte Reizung von entsprechenden Rezeptoren ersetzt die tatsächliche Aktivität. Damit kann die Phase von hohen Belastungen abgekürzt werden. Damit können auch Situationen simuliert werden, die gar nicht existieren. Das ist so, als würde man dem Thermostaten in seinem Zimmer einen Eisbeutel umhängen. Die Heizung im Keller würde denken, es wäre zu kalt. Durch Simulation nichtexistenter Situationen können also Umregulationen erreicht werden.

    Therapeutisch ist dies in der Schmerztherapie äußerst nützlich, da die Mechanorezeptoren gestörter Muskeln vergleichsweise gut erreicht und aktiviert werden können. Durch solch eine gezielte Reizung kommt es zur Normalisierung gestörter Funktionen.

    Im Falle des Schmerzes ist dies die regulative Wiederherstellung der geometrischen Ordnung einzelner Muskelfasern.

    Da der Muskel ein mechanischer Apparat ist, sind hier zunächst mechanische Reize angezeigt.

    Im Einzelfall sind die funktionsveränderten ,störenden Fasern der Reihe nach aufzusuchen und zu korrigieren.


    Therapie an Mechanorezeptoren erfordert eigene Techniken.

    Die Regulation jeder Muskelfaser erfolgt über eigene Mechanorezeptoren, den Sinnesorganen des Muskels, welche den momentanen Funktionszustand messen und an das Gehirn weiterleiten. Sollen die Funktionen des Muskels geändert werden, werden Reizsetzungen an diesen Mechanorezeptoren zu Veränderungen des Gefüges führen.

    Therapeutisch wird damit die Faser nicht direkt beeinflußt. Es wird vielmehr über den Umweg der Stimulation des Meßorganes eine Umregulation der Faser eingeleitet. Die eigentliche Regulation vollführt der Organismus selbst. Diese ist deswegen dann auch von Dauer. Eine Wiederholung ist nicht notwendig.

    Praktisch gibt es verschiedene Möglichkeiten der Reizsetzung. Rezeptoren können adäquat (natürlich) oder inadäquat (unnatürlich) gereizt werden.

    Im allgemeinen ist es einfacher, den Patienten zunächst in passiver Rolle zu belassen und ersatzweise inadäquat zu regulieren. Dies kann chemisch mittels einer Injektion eines Lokalanästheticums geschehen . Dieses wirkt initial als maximales Reizmittel. Damit ist eine sofortige Korrektur gewährleistet.

    Die weitere Möglichkeit ist die mechanische Reizung am besten mit dem tastenden Finger. Durch Steuerung von Druckrichtung und Intensität kann sehr präzise die Spannung der aufgesuchten Faser neu eingestellt werden.

    Adäquate Reizung besteht darin, daß die Faser aus maximaler Vorspannung heraus zum Arbeiten gebracht wird. Dies bedarf meistens äußerer Hilfe (Assistiertes Training). Wenn dies gelingt, dann ist mit der Rekrutierung der Faser die pathologische Spannung abgebaut und die Geometrie wieder synchronisiert.

    Nachdem die Funktionen wiederhergestellt sind und die Aktivitäten des Körpers schmerzfrei durchführbar sind, liegt es am Patienten, diese wiedergewonnenen Freiheiten auch zu nutzen, um sie nicht wieder zu verlieren.

    Quelle: Dr.Walter Packi

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    Meine Meinung: Die Ursache ist nicht da wo es weh tut!!!

    Nervenkompression durch Bandscheiben
    Jeder Nerv im Körper reagiert gleichartig, außer wenn die Bandscheibe auf den Nerv “drückt”. Hier soll, nach der gängigen Theorie, alles ganz anders sein. Der Nerv wird nicht zerstört, sondern im Gegenteil höchst aktiv werden und gezielt Schmerzen produzieren. Statt einer Nullfunktion ergeben sich neue Funktionen, nämlich die Bildung von extremen Schmerzen und neuen Gefühlen, wie Kribbelgefühl und Taubheitsgefühl. Warum diese Phänomene einzig auf die Umgebung der Bandscheiben beschränkt sein sollen, wird nicht erklärt. Die Gesamtheit der Medizin geht davon aus, dass dem eben so ist.
    Es gibt keinen Menschen, dem die Beine eingeschlafen waren, weil er auf einer Stuhlkante gesessen hatte, der angeben kann, dass dies den bekannten Ischiasschmerz zur Folge gehabt hätte.
    Eine Spanne oberhalb des Gesäßes soll der gleiche Nerv bei dem gleichen Kompressionsschaden nach der gängigen Theorie plötzlich ganz anders reagieren und die bekannten Schmerzen hervorrufen. Warum dies so sein soll, hierfür fehlt in der Medizin eine plausible Erklärung.
    Die Bandscheibe
    Die Bandscheibe ist im lebendigen Zustand weder Scheibe noch Band. Sie wird dies erst nach entsprechender Zeit im Formalinbad. Sie ist eine inhomogene halbfeste Struktur. Außerdem ist sie wesentlich schmäler, als dies auf Röntgenbildern aussieht. Wer es genau wissen will, sollte sich in der nächsten Metzgerei eine Schweinehälfte oder auch sein nächstes Kotelett auf dem Teller genauer ansehen. Hier liegen Bandscheiben auf dem Teller. oder: > Bandscheibenbilder
    Der Bandscheibenvorfall
    Eine Bandscheibe verlagert sich nicht von alleine. Sie hat keine Füße. Die Bewegungen der Bandscheibe sind an die Bewegungen der benachbarten Wirbelkörper gekoppelt. Wenn die Bandscheibe irgendwohin ausweicht, dann erfolgt dies im Zusammenhang mit entsprechenden Wirbelbewegungen. Die Wirbel bewegen ebenfalls nicht von alleine. Wirbel sind Calciumphosphat - Apatit Kristalle - also Steine. Ein Stein bewegt nicht von alleine. Das, was die Knochen bewegt, sind die Muskeln im Körper. Wenn ein Knochen nicht bewegen kann, dann muss folgerichtig gefragt werden, welcher Muskel nicht mehr imstande ist, diesen Knochen zu bewegen.
    An der Bandscheibe befinden sich keine Muskeln. Dafür gehen von den benachbarten Wirbelknochen umso mehr Muskeln aus. Wenn eine Bandscheibe, eingeklemmt zwischen zwei Wirbelknochen, nicht mehr bewegen kann, dann stellt sich die Frage, welche der Wirbelsäulenmuskeln derart inaktiv geworden ist, dass es zu der Bandscheibenverlagerung gekommen ist. Wenn dies bekannt ist, dann ist damit auch die Frage beantwortet, wieso der Bandscheibenvorfall entstanden ist.
    Der Musculus psoas.
    Da die Bandscheibe nach rückwärts verlagert ist, muss demgemäß der verursachende Muskel bauchseitig liegen. Beim Menschen heißt dieser Muskel M. psoas. Beim Schwein oder beim Rind ist es das Filet.
    Dieser Muskel verbindet die untere Wirbelsäule mit dem Oberschenkel. Beim Sitzen befindet er sich in stark verkürzter Stellung, ebenso beim Schlafen, wenn mit angewinkelten Beinen geschlafen wird; ebenso in der sog. Stufenlagerung, wenn ein Bandscheibenpatient auf den Rücken gelegt wird, und zur Schmerzlinderung eine Kiste unter die Beine gelegt wird.
    Dies wird in den Kliniken als Entlastungslagerung angeboten, da in dieser Stellung der Schmerz geringer wird. Dass mit dieser Stufenlagerung der Bandscheibenvorfall verstärkt wird, interessiert offensichtlich nicht und belastet offensichtlich auch nicht das Hinterfragen der Theorie.
    Nach einigen Wochen Stufenlagerung ist spätestens dann der Bandscheibenvorfall perfekt, womit die Operation endgültig indiziert erscheint.
    Muskelfunktion
    Die einzige veränderliche Struktur im Körper ist der Muskel. Ein Muskel kann dick und dünn sein, lang und kurz. Ein Muskel kann seinen Zustand in wenigen Tagen ändern. Einige Tage Bettlägerigkeit und man fühlt sich schwach. Einige Tage körperliche Arbeit und man fühlt sich stark. Wer kennt dies nicht?
    Funktionen, die nicht genutzt werden, verkümmern. Ein Muskel, der fortwährend in verkürzter Stellung gehalten wird, verliert seine Bewegungsfähigkeit.
    Ein Muskel besitzt eine Grundspannung, die auf seiner Grundaktivität beruht. Auch im Schlaf wird jeder Muskel des Körpers 6 - 12 mal pro Sekunde aktiviert. Dies ergibt die Grundspannung (Grundtonus). Wirklich locker ist ein Muskel nie, außer wenn der Nerv zerstört ist, wie bei der Kinderlähmung.
    Bandscheibenvorfall als Folge der Psoasspannung
    Dies betrifft auch den M. psoas. Wenn dieser Muskel wegen des heutigen andauernden Sitzens verkürzt ist, verlagert er die Bandscheibe nach hinten. Nach vorne kann sie nicht mehr, da die Spannung des Muskels dies verhindert. Dies ist dann der Bandscheibenvorfall.
    Jetzt kann durchaus, um die Spannung aus dem Muskel zu nehmen, die Bandscheibe entfernt werden. Damit bekommt der Psoas wieder etwas Spielraum, da einige Millimeter Distanz für den Muskel gewonnen werden. Das zugehörige Wirbelsegment ist dafür für den Rest des Lebens zerstört. Der Schmerz ist erst einmal gemindert. Ca. 20% der Operierten sind schmerzfrei.
    Einfacher und gesünder wäre es allerdings, den Muskel wieder umzutrainieren, sodass er wieder eigenen Bewegungsspielraum bekommt. Dies kostet einige Tage Mühe und ist nicht unbedingt einfach. Die Operationen würden allerdings entfallen. Und der Patient hätte Ruhe für den Rest des Lebens. Muskeltraining kann ein Patient auch ohne Arzt durchführen. Er wäre für den Rest des Lebens unabhängig von der Medizin.
    Der Bandscheibenvorfall ist Endpunkt einer langen Entwicklung.
    Bis der M. psoas eine so hohe Grundspannung bekommt, dass es zu der immobilen Bandscheibenverlagerung kommt, muss einiges davor passieren. Der Bandscheibenvorfall ist der Endpunkt einer langen Entwicklung. Es gibt eine Reihe weiterer Muskeln, die ebensolche Spannungsasymmetrien aufweisen, wie der Psoas. Dies ist zunächst der gerade Bauchmuskel, dann der gerade Oberschenkelmuskel, der große Gesäßmuskel, der große Adduktor, und schließlich der Darmbeinmuskel als Begleitmuskel des Psoas.
    All diese Muskeln sind Opfer der Sitzhaltung. In Anpassung an die Sitztätigkeit werden Bewegungsumfang und Kraft dieser Muskeln vom Körper entsprechend eingerichtet. Das Problem ist, dass selbst der heutige Mensch gelegentlich noch Gehen und Rennen muss. Hierzu ist eine Aufrichtung des Beckens und der Wirbelsäule Voraussetzung. Die antrainierten Sitzasymmetrien der zuständigen Muskeln erlauben dieses Aufrichten irgendwann nicht mehr. Die Folgen sind die entsprechenden Schmerzen und, als Strukturveränderung, die Bandscheibenverlagerung.
    Schmerzen, Kribbelparästhesien und Lähmungen
    Lähmungen sind nicht auf Nervenschädigungen beschränkt. Es gibt myogene und neurogene Lähmungen. Eine neurogene Lähmung ist die Kinderlähmung oder die Leitungsanästhesie. Eine myogene Lähmung ist z.B. bereits die Ermüdung nach Anstrengung. Es gibt eine Palette von myogenen Lähmungen.
    Ein Muskel arbeitet nie alleine. Wenn ein Muskel verkürzt, muss sein Gegenspieler verlängern. Zugehörige Knochen werden über entsprechende Gelenke bewegt. Wenn ein Muskel arbeitet, pflanzt sich diese Tätigkeit über den gesamten Körper hinweg fort. Auch im Körper ist eine Kette so stark, wie ihr schwächstes Glied. Im Körper bestimmt der schwächste Muskel in der Kette die Gesamtleistung.
    Lähmungen - neurogen oder myogen
    Lähmungen gibt es, wenn vom Gehirn an die Muskulatur keine Signale mehr übermittelt werden können, wenn der Nerv tot ist. Dies sind neurogene Lähmungen, z.B. Kinderlähmung.
    Lähmungen gibt es auch, wenn die Funktion der Muskulatur so gestört ist, dass eine Bewegung nicht mehr möglich ist. (Muskellähmung, myogene Lähmung). Nicht jede Lähmung kommt vom Nerv. Eine starke Ermüdung z.B. ist eine relative myogene Lähmung, die jeder kennt.
    Es gibt verschiedene myogene Lähmungen, bei denen jeweils die Nerven gesund sind. Die Radiusköpfchenluxation beim Kind (M. Chassaignac) ist eine klassische myogen – skelettale Lähmung bei intaktem Nerv (Entgleisung der Kinematik).
    Lähmungserscheinungen mit Schmerzen, die Bandscheibenschäden zugeschrieben werden, sind typische myogene Lähmungen ausgehend vom Darmbeinmuskel (M. iliacus) und nicht Nervenschäden des Ischias Nerven.
    Lähmung ist also nicht gleich Lähmung. Unklare Lähmungen Nervenschädigungen zuzuschreiben, ist zu kurz gegriffen und führt zu gefährlichen therapeutischen Konsequenzen.
    Wenn ein Glied der Kette seine Funktion komplett eingestellt hat, ist damit die gesamte Kette blockiert also gelähmt. Im Falle der Fußheberschwäche, die auf den Bandscheibenschaden zurückgeführt wird, ist dies, wie die Erfahrung zeigt, regelmäßig der Darmbeinmuskel. Der Fuß kann nicht mehr gehoben werden, weil der Beginn der Bewegung im Darmbeinmuskel nicht mehr möglich ist. Das Reaktivieren des Darmbeinmuskels wird diese Lähmung beseitigen.
    Parästhesien
    Der Skelettmuskel ist das Erfolgsorgan der Willküraktivität. Von alleine tut der Skelettmuskel nichts. Ohne Willkür keine Tätigkeit, dies im Gegensatz zur autonomen Muskulatur, wie dem Darm oder den Gefäßen.
    Umgekehrt sind die momentanen Aktivitäten und Zustände der Skelettmuskulatur dem Bewusstsein stets zugänglich. Man weiß, was man tut, wie stark man ist, was man kann oder nicht kann. Müdigkeit wird gefühlt, ebenso wie Ausgeruhtheit, Kraft, Spannung und Verspannung. Der Mensch fühlt seinen Körper, genauer seine Muskulatur, in all ihren Zuständen. Der Zustand kann gut oder schlecht sein. Für jeden Zustand gibt es die zugehörigen Empfindungen.
    Muskelzustände, die subtotal eingeschränkt sind, werden als Missempfindungen, die als Kribbel- oder Taubheitsgefühle beschrieben werden, empfunden. Diese Missempfindungen sind, weil die muskulären Zustände sehr schnell wechseln können, auch nie konstant. sie wechseln von Tag zu Tag. Ein kranker Nerv kann nie so schnell reagieren. Spätestens dann wird dies deutlich, wenn mit reinen Muskeltechniken die Funktion wiederhergestellt ist und die Missempfindungen schlagartig verschwinden.
    Nervenschäden hinterlassen eine Nullempfindung, keine Missempfindung. Bei Nervenschäden spürt man gar nichts, bei Muskelschäden unangenehme positive Empfindungen. Taubheit und Nullempfindung sind zweierlei Dinge. In der Medizin wird deswegen zwischen Anästhesie und Parästhesie unterschieden. Die Bandscheibentheoretiker sollten sich etwas genauer an die Grundlagen der Neurologie halten.
    Schmerzen im allgemeinen
    Alleine die Tatsache, dass Schmerzen im Zusammenhang mit Bandscheibenschäden in der Stufenlagerung oftmals gemindert werden, zeigt, dass Schmerzen mit den Bandscheiben nichts zu tun haben können. Der Bandscheibenschaden wird durch die Stufenlagerung schließlich verstärkt statt gemindert.
    Jeder, der einmal Schmerzen hatte, weiß, dass Schmerzen durch Bewegung verstärkt werden und durch Immobilisierung abgeschwächt werden. Was weh tut, ist damit die Bewegung, nicht der Körper, also womöglich die Bandscheibe oder der Nerv. Beim Aufstehen tut es weh, beim Hinlegen wird es besser. Der vorgebliche Schaden kann in diesen wenigen Sekunden schwerlich gebessert sein.
    Wenn Schmerzen verstanden sein wollen, dann muss also nach den Prinzipien der Bewegung gefragt werden. Diese haben im biologischen Körper andere Eigenschaften, wie die Bewegungen, welche die menschlich Technik hervorgebracht hat. Verstanden werden können sie trotzdem. Sie sind mit den mathematischen Mitteln der Kinematik zu erfassen und unterliegen damit klaren Gesetzmäßigkeiten.
    Pathologie der Bewegungsmechanik (Patho-Kinematik)
    Wie jede Mechanik, kann auch die körperliche Mechanik Störungen unterworfen sein. Im menschlichen Körper kommen diese Störungen zu Bewusstsein, da das Bewusstsein das Kontrollorgan ebendieser Mechanik ist.
    Eine dieser Störungen ist die Störung der geometrischen Bewegungsbahn irgendwelcher mechanisch relevanten Körperteile. Der adäquate Bewusstseinsprozeß bezüglich dieser Störung ist der Schmerz. Wird das Bewusstsein ausgeschaltet (Narkose), dann gibt es auch keinen Schmerz, obwohl der Körper immer noch der gleiche ist. Schmerz ist die Spiegelung eines körperlichen Vorgangs im Bewusstsein. Konkret ist Schmerz die Bewusstwerdung der Bewegungsgeometrie, wenn diese gestört ist.
    Man kann dies mit dem Auto vergleichen: Wenn an einem Reifen etwas Luft herausgelassen wird, wird der Durchmesser des Reifens geringer. Die Bewegungsgeometrie des Autos ist gestört, das Auto fährt nicht mehr geradeaus. Am Lenkrad spürt man dies. Dieses Gefühl am Lenkrad entspricht dem Schmerz im Körper.
    Ebenso wie die gestörte Geometrie im Auto zwar am Lenkrad fühlbar wird, die Ursache jedoch im Reifen liegt, ebenso verhält es sich im Körper. Da, wo man den Schmerz spürt, befindet sich die Ursache nicht. Die Ursache ist da, wo man nichts fühlt. Diese Ursache herauszufinden, ist Sache der eigentlichen Schmerztherapie.
    Schmerztheorie
    Schmerztherapie ist Therapie der Körpergeometrie. Die einzige veränderliche Struktur und die einzige Struktur, die Aktivitäten verrichtet und dem Bewusstsein zugänglich ist, ist der Muskel. Damit beschränkt sich die Schmerztherapie auf die Muskulatur.
    Der Muskel hat eine Doppelfunktion. Er ist sowohl Motor, wie auch Getriebebauteil im System der körperlichen Mechanik. Er stellt die Kraft für die Bewegung her und bestimmt gleichzeitig durch seine innere geometrische Anordnung seiner Einzelfasern den geometrischen Ablauf der Bewegung.
    Bewegungskraft
    Die Kraft kann mit dem Schmerz nichts zu tun haben, da gleichermaßen starke wie schwache Menschen Schmerzen haben können. Ob ein Körperteil mit viel oder wenig Kraft bewegt wird, hängt außerdem von den äußeren Beanspruchungen ab und nicht von der potentiellen Kraft, die ein Muskel besitzt. Krafttherapie ist somit keine Schmerztherapie.
    Ob eine Bewegung mit viel oder wenig Kraft durchgeführt wird, hat auf den Ablauf der Bewegung keinen Einfluss. Dies ist wieder wie beim Auto. Ob viel oder wenig Gas gegeben wird, hat auf das Rollverhalten keinen Einfluss.
    Bewegungsbahn
    Wenn die geometrische Bahn gestört ist, dann kommt es zu unerlaubten Kraftwirkungen innerhalb des Systems. Die eigene Kraft beginnt, das System selbst zu schädigen. Deswegen muss solch eine Aktivität gestoppt werden. Diese Selbstbehinderung zum eigenen Schutz ist der eigentliche Sinn des Schmerzes.
    Muskelgeometrie
    Die geometrischen Aufgaben des Muskels werden dadurch erfüllt, dass jede Einzelfaser des Muskels in eine andere Richtung zieht und eine eigene Länge hat. Wenn die Gesamtheit der Fasern aktiviert wird, dann verkürzen sich diese Fasern und ziehen den dranhängenden Knochen auf einer Bahn hinter sich her, die der Anordnung dieser Fasern entspricht. Gleichzeitig muss der Gegenspieler dieses Muskels seinerseits mit seinem Fasersystem wiederum exakt die gleiche geometrische Bahn gewährleisten, indem seine Fasern auseinanderlaufen.
    Hier nun beginnt das Problem. Verkürzen kann ein Muskel jederzeit. Die Frage ist, ob sein Gegenspieler lang genug ist, diese Verkürzung zu erlauben, und ob der Gegenspieler die gleiche geometrische Bahn definiert, wie der aktive Schenkel der Bewegung. Wenn der passive Gegenspieler eine andere Bahn definiert, wie der aktive verkürzende Muskel, dann kommt es zum Konflikt. Zwei Muskeln an einem Knochen und jeder zieht woanders hin. Dies tut weh.
    Schmerzlokalisation
    Obwohl bei jeder körperlichen Bewegung eine Vielzahl von Muskeln beteiligt sind, spürt man immer nur einen kleinen Teil der Gesamtaktivität. Generell werden lediglich die momentan aktiven, verkürzenden Muskeln bewusst wahrgenommen. Dies auch im Fall der Störung, also der schmerzhaften Bewegung. Der passive Schenkel wird nicht wahrgenommen, auch und gerade wenn dieser die Bewegung torpediert. Bei der Suche nach der Schmerzursache muss damit der momentane passive, vom Körper nicht wahrgenommene Muskel ausfindig gemacht werden und wiederhergestellt werden. Dies ist Sache der eigentlichen Schmerztherapie.
    Zusammenfassung
    Die Therapie von Bandscheibenproblemen ist ein beherrschbares Problem, wenn etwas umfänglicher gedacht wird, als der Blickwinkel der Bandscheibenchirurgen reicht. Diese Therapie erfordert viel handwerkliches Können, wie dies jedoch in jedem anderen Fachgebiet ebenso der Fall ist. Totale Therapieversager gibt es selten, da die großen Beckenmuskeln gut erreichbar sind. Die Prognose ist zuverlässig gut, hängt jedoch von der Eigenaktivität und der Einsicht der Patienten ab. Ist diese nicht gegeben, dann kommen erfahrungsgemäß nach einem halben Jahr die alten Probleme zurück.
    Quelle Dr. Walter Packi

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