Die Fibromyalgie wurde früher oft als Weichteilrheumatismus bezeichnet, was jedoch nicht korrekt ist. Diese Erkrankung ist nicht entzündlich und ist vor allem durch Schmerzen in den Muskeln gekennzeichnet. Verschiedene Schmerzdruckpunkte, die so genannten Tender Points, reagieren auf Druck mit Schmerzen, so dass der Mediziner schnell einen ersten Anhaltspunkt für die Diagnose erhält. Diese Druckpunkte befinden sich im Nacken, an den Schultern, am Rücken und in den Hüftgelenken, es sind insgesamt 18 Punkte, an denen Sehnen ansetzen.
Häufigkeit
Wesentlich mehr Frauen als Männer sind von dieser Erkrankung betroffen. Die meisten Patienten sind zwischen 20 und 50 Jahre alt. Jedoch auch bei älteren Personen und sogar Kindern kommt diese Art von Erkrankung recht häufig vor. Insgesamt sind rund ein bis zwei Prozent der Bevölkerung davon betroffen.
Mögliche Ursachen und beeinflussende Faktoren
Eine genaue Ursache für die Entstehung einer Fibromyalgie konnte bisher noch nicht herausgefunden werden. Die Sehnen und Muskeln des Patienten, wo der Schmerz meist lokalisiert ist, sind jedoch nicht krankhaft verändert. Es wird vermutet, dass ein Trauma, zum Beispiel nach einem Unfall oder einer Operation eine Fibromyalgie begünstigen kann. Außerdem werden bestimmte Infektionen für die Entstehung der Muskelschmerzen verantwortlich gemacht, aber auch ein gestörter Stoffwechsel in der Muskulatur. Die Schmerzen sind nicht immer gleich stark ausgeprägt und hängen von mehreren Faktoren ab. So können zum Beispiel Stress, Müdigkeit, Ängste, feuchtes oder kaltes Wetter, sowie starke körperliche Anstrengung, die Beschwerden erheblich verschlimmern.
Fibromyalgie- Folge oder Usache einer anderen Grunderkrankung?
Beobachtet wurde, dass Fibromyalgiepatienten zumeist unter Schlafstörungen leiden. Dies lässt einige Experten mutmaßen, dass Fibromyalgie als eine Folgeerkrankung bei einer Trigeminusstörung oder -neuralgie angesehen werden kann. Hier käme auch eine Craniomandibuläre Dysfunktion als primäre Ursache in Frage. Häufig kommt es durch den Mangel an Erholung zu Depressionen.
Psychische Komponente
Unklar ist, ob die Fibromyalgie zu den psychosomatischen Erkrankungen gezählt werden kann. Die Psyche hat einen starken Einfluss auf diese Krankheit. Es ist nur nicht sicher, ob starker psychischer Stress zu einer Fibromyalgie führt, oder ob die psychischen Veränderungen infolge der Erkrankung entstehen.
Veränderungen der Neurotransmitter
Darüber hinaus wurde eine Veränderung bei der Bildung von wichtigen Botenstoffen im Gehirn festgestellt. So ist zum Einen bei den Betroffenen eine geringere Ausschüttung von Serotonin auffällig, welches die Schmerzhemmung reguliert. Zum anderen wird z.B. die sogenannte Substanz P, die für die afferente Schmerzweiterleitung verantwortlich ist, vermehrt gebildet. Die Schmerzen entstehen also als Folge einer gestörten Schmerzverarbeitung und -wahrnehmung im Gehirn, oder -weiterleitung von der Peripherie zum Gehirn. Oft können daher keinerlei Entzündungen oder Veränderungen der Gelenke, Knochen oder Weichteile diagnostiziert werden. Die Patienten bilden sich also die Schmerzen nicht ein, sondern sie reagieren empfindlicher auf Reize. Was die Therapie leider nicht einfacher gestalten lässt.
Klinische Symptome
Wie gerade beschrieben, ist die Fibromyalgie vor allem durch starke Schmerzen gekennzeichnet, die als fließend und großflächig geschildert werden. Die Patienten leiden oft seit vielen Jahren unter den Beschwerden. Sie fühlen sich regelrecht krank und abgeschlagen. Um die Diagnose stellen zu können, müssen mindestens 11 der Tender Points schmerzen, wenn Druck auf sie ausgeübt wird. Desweiteren müssen die Beschwerden bereits über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten bestehen.
Therapeutische Ansätze
Schmerzmittel und Antirheumatika verschaffen den Patienten kaum Linderung und sind auch keine Dauerlösung. Bestimmte physiotherapeutische Maßnahmen, z.B. mit dem Ziel der Mobilitätsverbesserung können die geringe Schmerztoleranz positiv beeinflussen. Wichtig ist, eine sanfte Therapieform zu wählen, bei der der Patient keine erneuten Schmerzen ertragen muss und Vertrauen zum Physiotherapeuten entwickelt werden kann. So können myofasziale Techniken, Craniosacrale Therapie, Manuelle Lymphdrainage oder leichte Dehnungen, bzw. andere Maßnahmen der Schmerzhemmung und Stoffwechselanregung sehr hilfreich sein. Wärmeanwendungen und Entspannungsübungen tragen zum psychoemotionalen Wohlbefinden und damit zur Symptomlinderung bei. Andere Primärerkrankungen, wie eine CMD müssen natürlich ausgeschlossen bzw. behandelt werden. Die Patienten sollten versuchen, Stress weitestgehend zu vermeiden, und ein möglichst entspanntes Leben zu führen. Eventuell müssen andere Fachdisziplinen (z.B. Psychotherapie, Psychiater) zu Rate gezogen und dem Patienten empfohlen werden. Auch der Einsatz von Antidepressiva ist in Einzelfällen für eine verbesserte Entspannungsfähigkeit notwendig. Ebenso ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung wichtig.
Update: Neue Forschungsergebnisse
Frau Dr. Claudia Sommer, Neurologin am Universitätsklinikum Würzburg steht in der NDR Talkshow "Visite" Rede und Antwort. Ihren Ergebnissen nach kann die Diagnose Fibromyalgie bereits bei weniger oder anderen Symptomen gestellt werden als noch vor 10 Jahren. Gleichzeitig wächst aus aktuellen Forschungsergebnissen die Hoffnung auf eine Grundlegende Therapie, die an den Ursachen ansetzt anstatt die Symptome zu behandeln.
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